Was sind Postspiele?
Wenn man bei einem Postspiel mitmacht, sitzt man seinen MitspielerInnen nicht Auge in
Auge am Spieltisch gegenüber, sondern kommuniziert mit ihnen per Post (bzw. eMail). In einer
Partie können also Leute aus ganz Deutschland oder gar der ganzen Welt mitmachen.
Zentrale Figur der Partie ist die SpielleiterIn (SL, manchmal auch GM bzw. Gamemaster
genannt): Sie spielt (im Normalfall) selbst nicht mit, sondern sorgt als eine Art
SchiedsrichterIn dafür, dass alles nach den Spielregeln verläuft.
Die MitspielerInnen schicken der SL jede Runde ihre Spielzüge, in denen sie ihre
Aktionen der neuen Runde angeben. Spätestens zum vorgegebenen Zugabgabetermin
(ZAT) müssen die Spielzüge bei der SL vorliegen. Ein NMR (No Move Received)
bedeutet hierbei, dass von einer SpielerIn der Zug nicht oder nicht pünktlich
bei der SL angekommen ist. Je nach Spiel hat ein NMR unterschiedliche Auswirkungen.
Aus den eingegangenen Zügen ermittelt die SL die Ergebnisse der aktuellen Runde
und fasst sie in einer Auswertung in schriftlicher Form zusammen.
Die Übermittlung der Auswertung an die MitspielerInnen funktioniert wie folgt: Die SL
schickt die Auswertung an die HerausgeberIn eines Postspielmagazines (auch kurz "Zine"
genannt). Diese erstellt aus den bis zum Redaktionsschluss eingegangenen Auswertungen
(meist vieler verschiedener Spiele) die Druckvorlagen für die nächste Ausgabe
des Zines. Diese werden dann (z.B. in einem Copy-Shop) vervielfältigt und jede
AbonnentIn bekommt ein Exemplar des neuen Heftchens geschickt.
Sobald die AbonnentInnen die neue Auswertung bekommen haben, können sie ihr die
Aktionen ihrer MitspielerInnen und die neue Situation entnehmen. Darauf aufbauend planen
sie ihren Zug für die nächste Runde. Gegebenenfalls kommt es auch zu ausgiebigen
Verhandlungen (Absprachen) mit anderen SpielerInnen in der gleichen Partie (per eMail oder
Telefon).
Die Auswertungen der einzelnen Partien enthalten meistens nicht nur die nackten Ergebnisse,
sondern oft auch graphische Darstellungen der Situation und zusätzlich Presse: Das
sind kurze oder längere, ernste oder lustige Kommentare der SpielerInnen zum aktuellen
Geschehen, die den Spielspaß enorm erhöhen können. In manchen Zines gibt
es auch eine Leserbriefecke, man diskutiert über Regeln, Taktik, Strategie und was
sonst noch so anfällt. Man findet auch Beiträge über sonstige Themen von
mehr oder weniger allgemeinem Interesse, wie zum Beispiel Musik, Bücher, Filme, Sport,
Reisen oder Politik - dies alles wird unter dem Oberbegriff "Chat" zusammengefasst und
wertet ein Zine vom reinen Vehikel zur Abwicklung von Postpartien zum Kommunikationsforum
auf.
Praktisch alle pbm-Zines werden auf Selbstkostenbasis vertrieben, d.h. die SpielleiterInnen
und HerausgeberInnen verrichten ihre Arbeit ehrenamtlich, aus "Spaß an der Freud".
Die MitspielerInnen bezahlen also nur die Herstellungs- und Versandkosten der Hefte sowie
natürlich das Porto für ihre eigenen Spielzüge.
Ein Abonnement funktioniert folgendermaßen: Man zahlt einen Betrag eigener Wahl ein
(z.B. 10 EUR) und bekommt dann solange die neuen Ausgaben geschickt, wie das Guthaben zu
ihrer Bezahlung ausreicht. Der persönliche Kontostand jeder AbonnententIn wird auf dem
Adressetikett angegeben, und wenn er gegen Null geht, wird eine entsprechende Markierung im
Heft angebracht (Mahnliste). Wer eine eMailadresse hat, wird ggf. auf diesem Wege erinnert.
Bei negativem Kontostand wird in der Regel kein Heft mehr verschickt.
Warum es soviel Spaß macht...
Manchmal hört man das Vorurteil, bei Postspielen käme die Kommunikation zwischen
den SpielerInnen viel zu kurz. Das stimmt nicht unbedingt: Erstens entstehen insbesondere
durch Verhandlungsspiele Bekanntschaften zwischen Leuten, die sich sonst nie kennengelernt
hätten, zweitens gibt es im Zine über Presse und Leserbriefe die Möglichkeit,
sich über Gott und die Welt zu unterhalten und drittens treffen sich PostspielerInnen
gelegentlich bei sogenannten Cons (SpielerInnentreffen) persönlich.
Ein großer Vorteil von Postspielen ist die Möglichkeit, sich seine Spielzüge
und die gesamte Taktik und Strategie ausführlich und in Ruhe zu überlegen. So
können auch sehr komplizierte Spiele durchgeführt werden - und auch solche mit
mehreren Dutzend MitspielerInnen. Außerdem kann man sich mit Postspielen auch zu
Zeiten und bei Gelegenheiten beschäftigen, zu denen man kaum eine Spielrunde am Tisch
zusammenbekommen würde. Ein Postspielheft kann man in der Badewanne lesen
oder sich mit Freunden in der Kneipe gemeinsam den Kopf zerbrechen.
Das (manchmal zeitaufwendige) Verfassen und Lesen fantasievoller Pressebeiträge
ermöglicht eine Atmosphäre, wie sie am Tisch fast nur bei Rollenspielen vorkommt:
Besonders in anonymen Partien, aber praktisch in jedem Spiel kann man viel Spaß
daran haben, sich ein Image aufzubauen und sich dabei mit anderen SpielerInnen
gegenseitig "die Bälle zuzuwerfen". Einige Postspiele werden sogar hauptsächlich
zwecks Veröffentlichung lustiger Pressebeiträge durchgeführt! Dadurch sind
oft auch Auswertungen von Partien lesenswert, bei denen man selbst nicht mitspielt.
Wer neugierig auf das ZONG geworden ist, kann entweder sofort ein Probeheft anfordern
(siehe Startseite) - das kann etwas dauern, wenn gerade
kurz zuvor ein Heft erschienen war - oder auch Fragen per
eMail stellen.